Den Humanisten auf der Spur

Auch wenn es kaum noch jemand glauben mag – es gab Zeiten, in denen Bücher eine mindestens ebenso große Anziehungskraft auf die Menschen ausübten wie heute die neuesten Errungenschaften der digitalen Welt. Besonders die Humanisten, die sich im 16. Jahrhundert der wissenschaftlichen Wiederentdeckung der Antike verschrieben hatten, waren bereit, viel für interessante Bücher zu geben. Ihre Sammelleidenschaft teilten und unterstützten mächtige Mäzene – u.a. die Herzöge des Welfenhauses. In Wolfenbüttel entstand so in jener Zeit eine der größten Bibliotheken im damaligen Europa. Sie galt vielen als Weltwunder der Gelehrsamkeit, manch einer sprach gar vom „Athen des Nordens“.
Für Wolfenbüttel haben sich die Zeiten inzwischen geändert; die Bibliothek besteht allerdings weiterhin als eines der bedeutendsten Forschungszentren zur Geschichte der Frühen Neuzeit weltweit. Die Klasse 11B konnte dieses Zentrum am 16.5. für ein Schülerseminar besuchen. Zu Beginn gab es eine eindrucksvolle Führung durch die Räumlichkeiten, bei der sogar sonst gut im Tresor verwahrte Kostbarkeiten aus nächster Nähe bestaunt werden durften. Im anschließenden Seminar konnte sich die Schülergruppe dann unter fachkundiger Anleitung mit einzelnen Werken des Bestands beschäftigen – u.a. mit Ulrich Molitors Hexentraktat oder Panormitas berüchtigtem Hermaphroditus. Wichtige Themen aus dem Unterricht gewannen so eine ganz neue Anschaulichkeit. Vor allem aber war bei der Exkursion auf Schritt und Tritt zu erspüren: Nicht nur die Natur, sondern auch der menschliche Geist und seine Erzeugnisse bilden ein faszinierendes Feld für detektivische Forschungsarbeit.
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