Sally Perel („Hitlerjunge Salomon“) stellt seine Autobiographie vor

„Du sollst leben!“

Die Abschiedsworte seiner Mutter brannten sich Salomon „Sally“ Perel 1939 unauslöschlich ins Gedächtnis. Als Jugendlicher musste er, gebürtig in Peine, vor den Nazis fliehen, auch in Polen war er als Jude nicht sicher. Als die Wehrmacht Polen eroberte, gab er sich als Volksdeutscher aus und wurde später zum „Hitlerjungen Salomon“ – so auch der Name seines Werkes, das er am PMG eindrucksvoll vorstellte und das im Vorfeld von den Schülerinnen und Schülern von Jg. 9 bis 12 im Unterricht in der Verfilmung behandelt wurde.

Der inzwischen 94-Jährige beeindruckte alle Anwesenden, während der beiden rund 90-minütigen Veranstaltungen herrschte absolute Stille in der Aula des PMG. Perel berichtete von seinem Leben, das in der Zeit des Nationalsozialismus mit jedem Thriller mithalten kann: Als Jude war er beschnitten, was bei Entdeckung sein sofortiges Todesurteil bedeutet hätte – trotzdem kam er, um seine Identität zu verbergen, zur Hitlerjugend und landete sogar an deren Führungsakademie in Braunschweig.

Besonders eindrücklich ging er auf den Irrsinn der NS-Ideologie und insbesondere der Rassenlehre ein. Als Hitlerjunge habe er die gesamte Nazi-Propaganda, die „sein Hirn vergiftete“ miterleben müssen, gleichzeitig gelang es auch ihm als Juden nicht immer, sich dieser furchtbaren Ideologie zu entziehen. Für ihn als einen der letzten Zeitzeugen und Überlebenden des Holocausts ist es ein immenses Anliegen, sein Wissen über die Vergangenheit so lange wie möglich weiterzugeben und die Erinnerung daran wachzuhalten. Er betonte, durch seine Vorträge an Schulen sein Wissen aus erster Hand direkt weiterzugeben und die Schülerinnen und Schüler dadurch „ebenfalls zu Zeitzeugen“ zu machen:

Perel hat erlebt, wie aus Nächstenliebe – schließlich waren die meisten Deutschen doch Christen – Menschenhass wurde. Er appellierte an die Schülerinnen und Schüler, alles dafür zu tun, dass sich eine solche „Apokalypse“ nicht noch einmal wiederholt. „Solange mich meine Füße tragen, werde ich nicht müde, darüber berichten. Die die nichts darüber wissen und den Holocaust leugnen sind einfach nur Dummköpfe. Die, die es wissen und trotzdem die Lüge verbreiten, dass es Auschwitz nicht gab, sind Verbrecher.“

Sally Perel fand auch deshalb so klare Worte, da ihm die politische Entwicklung in Deutschland Sorge bereitet – am folgenden Samstag sprach er deswegen auch in Braunschweig auf dem Schlossplatz vor tausenden Menschen.

Im Anschluss signierte er seine Autobiographie und beantwortete zahlreiche Fragen interessierter Schüler.

Lebendiger kann Geschichtsunterricht nicht sein, herzlichen Dank an Sally Perel für sein Engagement und seinen Besuch!

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