Unsere Andachtsglocke

Unsere eigene Glocke!

Du weist mir den Weg des Lebens.

Gefertigt auf dem Schul- und Glockengießfest, ruft sie uns seit dem 13. Juli 2012 mit dem Psalm 16,11 zur Andacht:

„Und daraus soll ‘ne Glocke entstehen? Das geht doch nicht!“ Skeptisch schaute ein Schüler auf den dunklen Formsand und die Formrahmen, die der Glockenbaumeister Peter Glasbrenner am 13.07.2012 aus seinem Fahrzeug holte.

Ja, daraus sollte tatsächlich eine Glocke entstehen, und das trotz des vielen Regens und der übergroßen Skepsis der helfenden Schülerinnen und Schüler, die seit 8:00 Uhr vor Ort waren und den Formaufbau nicht nur beobachteten sondern auch bei der Verdichtung des Formsandes mithelfen konnten. Rahmen für Rahmen entstand ein Negativ für den späteren Guss der Schulglocke des Philipp Melanchthon Gymnasiums, das der Schule anlässlich der Einweihung im Februar vom Kirchenkries Gifhorn zum Geschenk gemacht wurde.

Und obwohl das Schulfest erst viel später beginnen sollte, kamen immer wieder Eltern und ältere Zuschauer, die sich für den Glockenguss interessierten. Immer wieder gab es kurze Gespräche mit Herrn Glasbrenner. Ja, er ist einer der wenigen Glockenbaumeister, die es in Deutschland noch gibt, er ist aber der einzige, der Glocken mobil gießt, und das nach einem eigenen Verfahren, das zudem Möglichkeiten der Mitarbeit eröffnet (nähere Informationen unter www.ars-fundendi.de).

Und gerade dies war für etwas mehr als 20 Schülerinnen und Schüler Anreiz genug, an diesem Freitag schon früh in der Schule zu sein, um den Glockenguss möglichst ganz erleben zu können. Keiner der Zuschauer hat schon einmal einen ähnlichen Vorgang erlebt oder beobachtet. Und dies machte die Faszination des Moments aus.

Nach etwa drei Stunden intensiver Mitarbeit waren die Formrahmen gefüllt und der Glockenkegel ausgebildet, sodass das Glockenmodell äußerst vorsichtig aus den Rahmen gelöst werden konnte.

Die Rahmen wurden danach wieder vorsichtig zusammengefügt und damit der Hohlraum für den Guss der Glocke geschaffen.

Währenddessen heizte der mobile Ofen die Glockenbronze auf gießfähige 1100 Grad. Es war so heiß um den Ofen herum, dass sogar der Regen, der in der Zwischenzeit fast vergessen war, keine Chance hatte.

Dem Glockenguss ging voran eine kurze Andacht, mit der das Schulfest eröffnet wurde. Superintendent Michael Thiel und Joachim Nieswand griffen in der Andacht unser erstes gemeinsames Jahr auf. Sie konnten sich freuen über viele zufriedene Schüleräußerungen, die verdeutlichen, dass Schule und Kirche sehr wohl zusammen gehören.

Spannend wurde es dann beim tatsächlichen Guss, den Herr Glasbrenner zusammen mit Herrn Oelker ausführte. Beide hatten Schutzkleidung an, denn, sobald der Ofen geöffnet war, konnten die 1100 Grad richtig gespürt werden. Es war richtig heiß. Und dann ging es ganz schnell.

Der Schmelztiegel wurde aus dem Ofen geholt und in eine Gusshalterung gesetzt, die an das Gussloch geführt wurde, in das die rotglühende Bronze dann gefüllt wurde. Es gluckerte und rauschte, der ölgetränkte Formsand erhitze sich schwarzdampfend und wir konnten spüren, wie die Bronze ihren Weg in die Form fand. Dies war einfach beeindruckend und für alle Zuschauerinnen und Zuschauer ein einmaliges Erlebnis.

Nach ca. zwei Tagen wird die Glocke aus der Form gelöst und abschließend bearbeitet. Dieser Prozess geschieht in der Werkstatt des Glockenmeisters.